Pressereaktionen zu "Die Irre von Chaillot"

 

Kritiken Frühjahr 2005

 

 

 

Westfälische Rundschau vom 15.3.2005 LÜDENSCHEID

 

„Die Irre von Chaillot“ im Kulturhaus

 

Skurrile Fee rettet die Welt vom Untergang

 

In der Bearbeitung von Thomas Stroux gab das Tourneetheater „Der Grüne Wagen“ Giraudoux’ zeitlos gültige, in Fantasie und Märchentraum verpackte Zeitkritik zu bedenken. Vera Oelschlegel brillierte in der Titelrolle. Hinter ihrer Verschrobenheit verbarg sie einen wachen Verstand, List und Raffinesse. Alle Hebel setzte sie in Bewegung, die Welt vom Bösen zu befreien. Hervorragend balancierte Vera Oelschlegel auf schmalen extravaganten Pfaden und verlor ihr Ziel nicht aus den Augen.

 

von Monika Salzmann

 

 

 

Lüdenscheider Nachrichten vom 16.3.2005

 

Sensationslüstern und geldgierig ins Verderben

 

Nicht „Die Irre von Chaillot“ ist verrückt, sondern die skrupellosen „Macker“. Bühnenbild und Ensemble transportieren das liebevolle Viertel-Flair treffend.

 

Jean Giraudoux’ Schauspiel „Die Irre von Chaillot“ ist eine hintersinnige, schräge und intelligente Parabel über die Arroganz von Geld und Macht. Im ersten Teil schildert das moderne Märchen treffend die gemütliche Atmosphäre des Stadtteils Chaillot, stellt seine kauzig-liebenswerten Bewohner vor: den Lumpensammler (Regisseur Thomas Stroux), den Kanalreiniger (Walter Skotton) oder die Taubstumme (Sylvia Reisinger).

 

Das liebevoll gemalte Bühnenbild von Martin Metzger, das Pariser Flair und Charme wohltuend transportiert, trägt zur gelungenen Wirkung der Szenen bei. Nach der Pause ändern sich Ton und Optik, unterstreichen den nun bitterbösen Tenor. Vera Oelschlegel gibt der kauzigen und verschrobenen Aurelieeine Seele und begeistert.

 

Nicht die Bewohner von Chaillot sind verrückt, sondern die Wohlhabenden gehen „Irre“ dem Tod entgegen in der Hoffnung auf noch mehr Geld. Als die Macker ihr Leben ausgehaucht haben, blühen das Viertel und seine Menschen auf, die zart aufkeimende Liebe zwischen Pierre (Mathias Kahler) und Irma (Petra Liederer) findet ihr Happy End, die Bühnenwelt ist wieder in Ordnung. Es ist der perfekte Abschluss für ein modernes Märchen, den Giraudoux seinemPublikum gönnt – wohl auch im Wissen, dass es im wirklichen Leben nie zu einem Sieg der Schwachen kommen wird. Die Zuschauer bedachten die herausragenden Leistungen der Hauptdarstellerin und des Ensembles mit anhaltendem Applaus.

 

 

 

Westfalenpost vom 8.4.2005

 

Brilon.

 

Die pure Lebenslust kontra Profit- und Machtgier

 

Jean Giraudoux’ „Die Irre von Chaillot“ / Moderner Klassiker im Briloner Besucherring / Stück spricht menschliche Grundbefindlichkeiten an

 

Gleich zu Beginn wird der Zuschauer in diese heitere Welt versetzt. Zum einen umfängt ihn als Einstimmung in diese Leichtigkeit des einfachen Lebens eine eingängige Chansonmelodie, zu der die Bewohner von Chaillot von ihrer Lebenslust singen. Zum anderen findet er eine Bühnengestaltung vor, die in ihrer Buntheit und mit ihren typischen Elementen unmittelbar charakteristisches Pariser Flair vermittelt.

 

Ein Stück, das zu Recht als Klassiker der Moderne gilt, spricht es doch menschliche Grundbefindlichkeiten an, die uns in Zeiten der Globalisierung fast noch aktueller erscheinen. Nur werden wir natürlich zu einer solch simplen Patentlösung nicht kommen können, sie ist wohl nur der Welt der dichterischen Phantasie vorbehalten. was dem Zuschauer dennoch bleibt, ist das unbedingteJa zum Leben, zum selbst bestimmten Lebensglück, das ihm in diesen einfachen Menschen eindrucksvoll begegnet. Denn eindrucksvoll sind sie alle, jeder in seiner unverwechselbaren Individualität, unter der Regie von Thomas Stroux in Szene gesetzt, allen voran er selbst als Lumpensammler und Vera Oelschlegel als die „Gräfin“.

 

 

 

BOCHOLT vom 8.4.2005

 

von Verena Willing

 

„Die Irre von Chaillot“ mit herrlichen Anekdoten

 

..........Die Zuschauer wurden immer wieder mit herrlichen Anekdoten und amüsantem Gesang belohnt. Auch die Darsteller ergänzten sich an diesem 
Abend perfekt.

 

******

 

 

 

Sögel am Mittwoch, 20. 4. 2005

 

Theaterstück als ein Plädoyer für das Leben

 

„Die Irre von Chaillot“ in Sögel

 

von Roland Quinten

 

Giraudoux’ Stück ist ein Plädoyer für das Leben. Es richtet sich gegen die Instrumentalisierung von Menschen und setzt ein Zeichen gegen eine aus reiner Profitgier ungenierte Ausbeutung des natürlichen Lebensraumes der Menschen. Diesem „modernen“ Gewinnstreben wird eine zwar schrullige, aber dennoch lebens- und liebenswerte Kultur des Zusammenlebens gegenüber gestellt. 


Thomas Stroux hat das 60 Jahre alte Stück Giraudoux’ für die Bühne bearbeitet. Sehr vorsichtig hat er textliche Veränderungen vorgenommen, die das Schauspiel etwas moderner erscheinen lassen. Insgesamt aber hat er an der dramatischen Form und Aussage des existenzialistischen Märchens festgehalten.Dass dies keine schlechte Entscheidung war, davon konnten sich die Zuschauer am Sonntag Abend in Sögel überzeugen.


Das Ensemble des Tourneetheaters „Der Grüne Wagen“ agierte mit großer Professionalität vor einem erstklassigen Bühnenbild (Martin Metzger) in der Aula des Hümmling-Gymnasiums und interpretierte die unglaublichen Begebenheiten in Chaillot vor dem Café Irma und in der Kellerwohnung von Aurelie mit viel Witz und großer Spielfreude. Besondere Anerkennung verdienen hierbei Vera Oelschlegel in der Titelrolle und Thomas Stroux als Lumpensammler.

 

Die Zuschauer in Sögel waren am Ende der zweistündigen Aufführung zu Recht 
zufrieden und spendeten reichlich Applaus.

 

*****

 

 

 

Der Patriot

 

Lippstädter Zeitung

 

Donnerstag, d. 21. April 2005

 

Ziemlich normale Verrückte

 

Vera Oelschlegel überzeugte als angenehm zurückhaltende „Irre von Chaillot“ Das Publikum bedachte den modernen Klassiker von Jean Giraudoux mit viel 
Applaus.

 

„Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ – ganz im märchenhaften Stile des armen Aschenputtels verfährt auch Jean Giraudoux Theaterheldin „Die Irre von Chaillot“, und ganz nebenbei befreit die liebenswerte alte Dame dank ihrer Auslese die Menschheit von aller Schlechtigkeit. Am Dienstag konnten sich die Zuschauer im Lippstädter Stadttheater von dieser Heldinnentat überzeugen. Auf die Bühne gebracht wurde der moderne Klassiker des französischen Dramatikers vom Tourneetheater „ Der Grüne Wagen “.

 

Nicht nur der Eiffelturm wackelt, schlimmer noch, ganz Paris ist in Gefahr. Zwielichtige Unternehmer schnuppern Erdöl unterm Pflaster und sind fest entschlossen, die Stadt der Liebe dem Erdboden gleichzumachen. Das können sich die Bewohner des lauschigen Stadtviertels Chaillot, allen voran die 
exzentrische alte Aurélie, genannt „die Irre von Chaillot“, nicht bieten lassen. Alldie Künstler und Lebenskünstler, Armen und angeblich Irren schmieden einen listigen Plan und vertreiben die korrupten Geldhaie, genannt „Makker“ auf Nimmerwiedersehen in die Pariser Kanalisation.

 

Ende gut, alles gut, oder wie es die „Irre“ ausdrückt. „Eine vernünftige Frau genügt – und die Gemeinheit der ganzen Welt beißt sich die Zähne an ihr aus.“

 

In recht vernünftigem Maße abgedreht agierte auch Vera Oelschlegel in der Titelrolle, und das war gut so. Glücklicherweise erlag man in dieser Inszenierung
nicht der Versuchung, die „Irre“ allzu bizarr und marottenhaft darzustellen. So  war Vera Oelschlegel auch mit Federboa und Pelzkrägelchen eine ziemlich  normale Verrückte, und ihre romantisch-spinnerten Lebensweisheiten wirkten  daher umso glaubwürdiger.

 

Mit einem Hauch „Hänsel und Gretel“ endete das Theater-Ökomärchen. Der  Zweck, die Welt von allem Bösen zu retten, heiligt ganz im Grimm’schen Sinne  alle Mittel. Fast wie die böse Hexe im Ofen verschwinden die „Makker“ im rot  glühenden Einstieg zur Pariser Unterwelt. Und wenn sie nicht gestorben sind,  dann schmoren sie noch heute.

 

Das Lippstädter Publikum schmorte allerdings nicht, sondern spendete lang  anhaltenden Applaus.

 

 

 

Borkener Zeitung / Nr. 94 5. Lokalseite

 

Borken, 23. 4. 2005

 

Furios-kuriose Kapitalismuskritik

 

„Die Irre von Chaillot“: Glänzender Schlusspunkt der Theatersaison

 

Es war das letzte Stück der Theatersaison – zum Glück nicht in jeder  semantischen Bedeutung, sondern im Sinne von „schade, dass die Theatersaison vorbei ist.“. In der Tat: Mit „La folle de Chaillaot“ fand die Saison einen  Abschluss, der ihr gerecht wurde.

 

Unter der Regie von Thomas Stroux entführte das außerordentlich gut  aufgelegte Ensemble des Tourneeunternehmens „DER GRÜNE WAGEN“ die  Zuschauer in das Pariser Viertel Chaillot. Dort lebt man in einer städtischen  Idylle. Bis dort zwielichtige Unternehmer auftauchen. Die träumen in Paris –  anders als es im Schlager besungen wird – nicht von der Liebe, sie träumen vom Profit. Und dem steht nur eines im Wege: die ganze Stadt, unter deren noch  unerschlossenem Boden sie Erdölvorkommen vermuten. Und niemand scheint  die Geschäftemacher, die auch vor Bombenanschlägen nicht zurück schrecken, 
stoppen zu können. Außer der Exzentrischen alten Dame Aurélie, genannt die  Irre von Chaillot. Von den kleinen Leuten als gütige Gräfin verehrt, scheint sie  eher einem Kuriositätenkabinett zu entstammen und sich durch ihre weltfremden  Spinnereien ihr ärmliches Dasein zu verschönern. Doch die Gräfin entschließt  sich, die Menschen von den Kapitalisten zu befreien, entwirft einen listigen Plan  – der dieser Tage wohl auch Müntefering gefallen dürfte – und schließlich siegt  die Menschlichkeit; und ganz Paris singt wieder von der Liebe. 
Hier wollen sich Individuen gegen schier übermenschliche Interessen wehren,  wollen der Fremdbestimmung etwas entgegensetzen und vor allem eins sein: frei. Es ist nun einmal ein Märchen, das der französische Dramatiker Jean Giraudoux schrieb. Und die zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass das Gute  gewinnt.

 

Wer das Stück unter realistischen Aspekten bewerten wollte, täte ihm daher  auch unrecht. Denn nicht um das Wahrscheinliche, sondern um das  Wünschenswerte geht es in den zwei Akten . Dabei zeichnet dieses Märchen  durchaus seine Zeitlosigkeit aus, wird doch derzeit heftig über Unternehmertum  und Kapitalismus diskutiert. Dabei spielt Vera Oelschlegel eine hinreißende  Gräfin, stattet, ihre Aurélie mit herrlichen Marotten aus und verleiht ihr ein  wunderbar bizarres Auftreten. Neben ihr glänzen auch Trude Ackermann als  Constance und Blumenfrau und Inge Rosenberg (Gabrielle / Schwätzerin),  wenn sie in schreiend-bunten Kleidern – Lob gebührt auch den Kostümen – mit  ihren imaginären Hunden und Freunden sprechen. Petra Liederer und Mathias  Kahler überzeugen als Liebespaar ebenso wie Christian Ghera, Gerhard Karzel  und Walter Skotton in ihren Rollen als skrupellose Manager.

 

pv

 

 

 

RHEINISCHE POST vom 25. 4. 2005

 

von Monika Hartjes

 

Exzentrische Dame im Mittelpunkt

 

 

EMMERICH . So sieht das pure Leben in Paris aus: Künstler, Lumpensammler, Blumenfräuleins, Junge und Alte treffen sich in fröhlichem  Beisammensein mit Musik und Tanz im Bistro „Chez Irma“ und genießen das  Leben. Doch dieses freie Leben ist in Gefahr. „Ganz Paris soll zerstört werden,  überall soll nach Öl gebohrt werden“. Nur die „Irre von Chaillot“ hat eine Idee,  wie sie die Machenschaften der zwielichtigen Unternehmer verhindern kann. 


Im Mittelpunkt steht die exzentrische alte Dame Aurélie, die gemeinsam mit  einer Gruppe eigenartiger Individualisten um Lebensqualität, Freundschaft und  Erhaltung ihrer Stadt kämpft. Gesang mit Geigen- und Keyboardbegleitung,  Dialoge und Aktionen, zum Teil gewürzt mit humorvollen Einlagen wie der  Boxhandschuh, den die Gräfin plötzlich gegen einen „Prospektor“ schwingt  oder die bonbonbunten Kleider einiger Damen, boten eine kurzweilige  Aufführung in den gemalten Kulissen mit Pariser Eiffelturm, Metropolitain und  Bistro. Vera Oelschlegel überzeugt in der Rolle der „Irren“, Petra Liederer als  erfrischende Irma und Thomas Stroux als sympathischer Lumpensammler  zeigen wie die anderen Akteure in einer guten Schauspielleistung glaubwürdige  Charaktere.

 

Mit viel Applaus bedankten sich die Zuschauer bei den elf Schauspielern für  einen angenehmen Theaterabend.

 

 

 

NRZ Neue RHEINZEITUNG vom 25. 4. 2005

 

von Hans Wimmers

 

„Irre von Chaillot“ spielte souverän

 

EMMERICH.

 

„Nur im Märchen und im Theater können wir mit Poesie und Phantasie  allem Bösen in der Welt ein Ende bereiten. Es gehört zu den wichtigsten  Aufgaben eines Künstlers, immer wieder die Vision eines besseren  Menschen zu entwerfen – auch wieder alleWahrscheinlichkeiten.“ So  schreibt Thomas Stroux, Regisseur des Stückes „Die Irre von Chaillot“ von  Jean Giraudoux in einem Vorwort dazu. Die Thematik ist heute genauso aktuell  wie vor gut 50 Jahren. Herausragend die Darstellerin der „Irren von Chaillot“,  Vera Oelschlegel. Souverän spielte sie die clevere ältere Dame, die mit List und  großem Einfühlungsvermögen ihren Plan durchsetzt.

 

Gut gefiel auch der Lumpensammler Thomas Stroux, der sowohl in den  musikalischen Zwischenspielen, die Pariser Flair verbreiteten, als auch als  „Präsident“ in der Gerichtsszene am Schluss sein großes Talent entwickelte. 

 

 

 

KINZIGTALNACHRICHTEN vom 25.4.05

Schlüchtern .

 

Für alle Theaterliebhaber bot „Der Grüne Wagen“, eines der ältesten  deutschsprachigen Tourneeunternehmen nach 1945, mit dem Stück „Die Irre von Chaillot“ von Jean Giraudoux einen besonderen Leckerbissen.

 

Die insgesamt 20 Rollen wurden von 11 Darstellern gespielt. Das Publikum  zeigte sich am Ende des Stückes begeistert und belohnte die Darsteller mit viel  Applaus.

 

 

 

Ruhr-Nachrichten Nr. 099 vom 29.4.2005 WITTEN

 

Paris – Stadt der Liebe und Spekulanten

Jean Giraudoux’ „Irre von Chaillot“

 

INNENSTADT. Mit dem Schauspiel „Die Irre von Chaillot“ von Jean  Giraudoux in der Inszenierung des Tourneetheaters „Der Grüne Wagen“ bot die Wittener Kulturgemeinde ein ebenso heiteres wie kritisches Stück,. Die  Zuschauer hatten an dem Stück in zwei Akten ihren Spaß. Thomas Stroux  führte bei dem heiter-romantischen, modernen Märchen, bei dem am Ende die  gierigen Mächtigen sowie unerbittlichen Prospektoren und korrupten Politiker  (alle mit Masken versehen) unwiederbringlich in den Abgrund der Kanalisation  geschickt werden, sehr einfühlsam Regie und spielt zudem die anspruchsvolle  Rolle des Lumpensammlers genial.

 

Dabei stellt Stroux sogar die in Witten erneut glänzende Hauptdarstellerin Vera  Oelschlegel als „Die Irre“ in den Schatten, was nicht leicht ist. Beide zusammen  auf der Bühne sind unschlagbar.

 

Und auch die Nebenrollen sind insbesondere mit Petra Liederer (als Irma und  Josephine), Mathias Kahler (Pierre / Chasseur) und Gerhard Karzel  (Prospektor / Geiger) sehr stark besetzt.

 

Unterstützt wird die hohe Schauspielkunst durch die ebenso eingängige wie  gefühlsbetonte Live-Musik von Bela Fischer mit dem Ohrwurm „Hier in  Chaillot“ sowie dem aufwändigen Bühnenbild von Martin Metzger und der  gelungenen Choreographie von Rudi Tüchler.

 

*****

 

 

 

TAUNUSZEITUNG vom 3. Mai 2005

Bad Homburg (30. April 2005)

von Michael Jacob

 

Man stelle sich ein imaginäres Szenario vor: Unter der Weltstadt Paris werden  Ölvorkommen festgestellt, und einige mächtige Männer machen sich daran,  Paris zu vernichten, um an das Öl heranzukommen. Völlig abwegig? Aber nein,  es hat in jüngster Vergangenheit nicht minder imposante Machenschaften  gegeben, um gewisse Ölvorkommen zu sichern. „Die Irre von Chaillot“ von  Jean Giraudoux entstand vor gut fünfzig Jahren und wurde jetzt im Kurtheater in  einer Bearbeitung von Thomas Stroux präsentiert.

 

Mit Musette-Walzer-Musik gewürzt agierten die Protagonisten professionell  und sehr ausdrucksstark: Vera Oelschlegel als Irre von Chaillot, Thomas  Stroux als Lumpensammler, Petra Liederer als Irma, sowie in weiteren Rollen  Gerhard Karzel, Walter Skotton, Christian Ghera und viele andere mehr.

 

 

 

Bad Homburger Woche vom 4. Mai 2005

 

von Kathrin Staffel

 

Im Theater können die mächtigen, habgierigen, korrupten „Makker“ aller  Couleur auf Nimmerwiedersehen in der Unterwelt der Abwasserkanäle 
verschwinden; diejenigen, die die „kleinen Leute“ mit faulen Verträgen und  ebensolchen Versprechungen um ihr Geld bringen. Männer, die sogar bereit  sind, die Einwohner eines ganzen Stadtteils zu opfern, weil sie darunter eine  Ölquelle vermuten. Der Bombenleger ist bereits zur Stelle.

 

Beim französischen Schriftsteller und Philosophen Jean Giraudoux sind diese  Mächtigen die wahren Verrückten und nicht das lebenslustige, ausgeflippte,  singende und tanzende Völkchen der Habenichtse im Stadtteil Chaillot. Bei den  Einen herrscht das Misstrauen, das gegenseitige Belauern, bei den Anderen hält  man zusammen, teilt Freud und Leid und verlässt sich auf Aurélie, liebevoll auch  „die Gräfin“ oder „die Irre von Chaillot“ genannt.

 

„Die einzig wahre Gesellschaft ist die Aktiengesellschaft“ sagen die Einen, vom  „Hochmut der Macht“ sprechen die Anderen. Geschrieben in den vierziger  Jahren des vorigen Jahrhunderts, scheinen diese und andere Zitate aus dem  Stück von brisanter Aktualität zu sein. Jean Giraudoux erzählt seine in der  Konsequenz unwahrscheinliche Geschichte mit Ironie und einer guten, wenn  auch subtilen Prise Zynismus.

 

Thomas Stroux hat für das Tourneetheater DER GRÜNE WAGEN eine bunte  Szenerie geschaffen, in der das flexible Ensemble munter agiert, singt und tanzt;  getragen von zwei Säulen: der Schauspielerin und Intendantin Vera Oelschlegel  als „Irre“ und von Regisseur Thomas Stroux selbst in der Rolle des  „Lumpensammlers“,. Beide sind auch mit sehr guten Singstimmen ausgestattet.  Das restliche Ensemble mit Petra Liederer, Trude Ackermann, Inge Rosenberg,  Mathias Kahler, Walter Skotton, Gerhard Karzel und Christian Ghera musste  jeweils zwei Rollen übernehmen und fügten sich überzeugend in das turbulente  Spiel ein, in dem schließlich durch einen „Gerichtsbeschluss“ des „Volkes“ von  Chaillot die Bedrohung ihres Stadtteils (ihrer Stadt und der Welt) durch die  Makker abgewendet wird. Man lässt diese einfach verschwinden. Die Idee, wie das zu bewerkstelligen sei, hatte Gräfin Aurélie, die „Irre“: „Eine vernünftige  Frau genügt - und die Gemeinheit der ganzen Welt beißt sich die Zähne an ihr  aus“, stellt sie am Ende zufrieden fest. Auf die Bemerkung des jungen Pierre  (Mathias Kahler): „Sie (die Makker) haben die Macht. Sie haben das Geld:  Und sie sind gierig“, hatte Aurélie zuvor mit der Feststellung reagiert: „Gierig?  Wenn sie gierig sind, dann sind sie verloren!“

 

Als echter Franzose lässt Jean Giraudoux zum Schluss die Liebe triumphieren:  Pierre und Irma (Petra Liederer) fallen sich mit etwas Nachhilfe der Freunde in  die Arme.

 

Wer nicht nur der unverbindlichen Unterhaltung wegen ins Theater geht, konnte  aus diesem letzten Stück der Saison Stoff zum Nachdenken mit nach Hause  nehmen. Der Beifall war herzlich, der Blumenstrauß für die Schauspielerinnen  bunt und schön.

 

 

 

****************************************************************************************

 

 

Kritiken 2004

 

DIE IRRE VON CHAILLOT
Spielzeit 2004/2005, zwei Tranchen, insgesamt 65 Vorstellungen

 

Kritiken Herbst 2004

 

Wiener Neustadt am 14. September 2004 (Premiere)


NÖN Wr.Neustadt

 

„Die Irre von Chaillot“....die Leichtigkeit des französischen „savoir vivre“ ... Giraudoux’s Poesie... Die Schauspielkunst von Frau Oelschlegel ... Bestechende Bühnenpräsenz, gepaart mit handwerklicher Virtousität und kreativer Leichtigkeit beeindrucken ... Die schauspielerische Leistung von Herrn Stroux, der seine Rolle natürlich und glaubhaft gibt, ebenso die Damen Ackermann und Rosenberg! Das Ensemble besticht durch ehrliches, beherztes Sein... Die Qualität des Ensembles macht diesen Theaterabend bemerkenswert.

 

- dagmar leitner –

 

 

 

Uster am 16.September 2004


Zürcher Oberländer

Der Reihe nach in die Hölle geschickt


Die Rollen sind klar verteilt: Hier die Guten, dort die Bösen,
und wirklich klug sind nur die Verrückten. „Die Irre von Chaillot“ ist ein Märchen für Erwachsene, welches auch das Publikum in Uster verführen konnte, sich mitnehmen zu lassen auf den Weg in eine Traumwelt, in der die Schwachen den Mächtigen erfolgreich die Stirne bieten ... Ist doch unglaublich, wenn Lumpensammler ( Thomas Stroux) klüger sind als Prospektoren ( Gerhard Karzel). Und leicht verwirrend, wenn einer ( Walter Skotton) im 1. Akt den skrupellosen Präsidenten spielt, aber im nächsten den hilfreichen Kanalreiniger, aber in einem Märchen sind ja keine Grenzen gesetzt, weder inhaltliche noch formelle.

 

Die Welt heilen 
Auf der Bühne blüht der Alltag aus der Pariser Vorstadt Chaillot, mit Blumenfrau, Bistro und allerlei randständigen Figuren, welche das Quartier bevölkern (Regie Thomas Stroux). Das Leben ist heiter, mitunter schwer, aber dramatisch wird es erst, wenn sich rücksichtslose Geschäftsleute in den Kopf setzen, Paris auf der Suche nach Bodenschätzen zu durchwühlen. Angeführt von Aurélie, der Irren von Chaillot (Vera Oelschlegel), formiert sich spontaner Widerstand. Nach einem amüsanten Scheingericht über die Herren der Welt werden der Reihe nach Präsidenten, Prospektoren, Volksvertreter und Medienleute zur Hölle geschickt. In Uster wurde das Stück vom zahlreich erschienen Publikum mit starkem Applaus verdankt. Ein guter Saisonstart also für die Kulturgemeinschaft Uster.

 

- Susanne Sigrist Papez-

 

 

 

Wil am 17. + 18. September 2004

 

... Vera Oelschlegel als „irre von Chaillot“ zeigte eine tolle Bühnenpräsenz, verkörperte liebenwert und doch zielstrebig ihre Rolle. Gut zu gefallen wussten auch Petra Liederer als „Irma“ und Thomas Stroux (er führte Regie) als Lumpensammler .... Das Publikum spendete den Darstellern einen langen Applaus.

 

- Christof Lampart -

 

 

 

 

Neumünster am 24. September 2004

 

Holsteinischer Courier Neumünster

 

.... Giraudoux lässt seine „Irre“ triumphieren, aber es der Triumph eines melancholischen Märchens, das seinen Pessimismus über den Zustand der Welt um so deutlicher macht.... Der Regisseur Thomas Stroux kürzte den mit zauberhaften Applikationen versehenen 60 Jahre alten Text sehr strikt; er veränderte ihn angemessen; er erreichte mit seinem Ensemble gelungene „Massenszenen“, er brachte als belebendes Element Live-Musik auf die Bühne und zwei Chaillot-Lieder, erdacht von Bèla Fischer. .... Jede Inszenierung steht und fällt mit der Besetzung der Aurélie. Vera Oelschlegel ist die Vernunft und Entschlossenheit in Person.... Um sie herum agiert eine bunte Schar einfacher, aber „freier“ (gut gelungener) Individuen, die den Manipulierern trotzen. In größeren Rollen: Die „Mit-Irren“ Constance (anrührend verhuscht Trude Ackermann) und Gabrielle (Inge Rosenberg, ganz zauberhaft eine Handbreit über dem Boden schwebend); für das Bistro-Fräulein Irma findet Petra Liederer den richtigen Ton, Mathias Kahler für den jungen Pierre. Die gewichtige Rolle des Lumpensammlers, des Beobachters und Räsoneurs spielt Thomas Stroux komödiantisch und lebensklug....

 

„Der Grüne Wagen“ wurde vom Publikum freundlich aufgenommen, und man wünschte sich schon, dass das Böse überall so leicht zu erkennen und zu „entsorgen“ wäre wie auf dem Theater.

 

- KarinHartmann -

 

 

 

Papenburg am 27. September 2004 Ems-Zeitung

 

Einfach märchenhaft: Eine Verrückte rettet die Welt

 

„Die Irre von Chaillot“ – Wiener Tourneetheater zeigte Giraudoux‘ pessimistisches Stück als heitere Komödie.

 

Es war einmal in Paris an der Place de l’Alma ... Irmas Bistro an der Ecke, der Stand der taubstummen Bouquinistin gegenüber – kleine Leute treffen sich da, Aussenseiter, schrullige Sonderlinge: ein Lumpensammler, ein Fahrradkurier, ein Hausierer, eine Blumenverkäuferin, die ganze Nachbarschaft verkehrt hier.
Doch dann lassen sich auf Irmas Terrasse drei Herren nieder, die diesen liebenswerten Kiez vernichten wollen – im Erdreich unter der Stadt vermuten sie große Öllager. Schmeckt nicht das Trinkwasser nach Öl? Sie wollen die Lager ausbeuten. Sie beuten alles aus, Mensch und Natur. Sie haben schon die ganze Stadt unterwandert, diese Direktoren, Spekulanten, diese Börsenmakler und Ölmakker in ihrer unstillbaren Geld- und Machtgier. Sie schmieren, pervertieren und töten. Sie sind übermächtig, für eine Rettung ist es schon fast zu spät. Da kann nur noch eine retten, die alte Mademoiselle Aurélie, die „Gräfin“, die „Irre von Chaillot“.


Unter der Regie von Thomas Stroux spielt das Ensemble des Grünen Wagens Giraudoux‘ pessimistisches Märchen als durchaus heitere, beschwingte Komödie...Das lebhafte Kommen und Gehen vor dem kleinen Bistro, die Lebensfreude, die Sangeslust der sympathischen „Kleinen Leute“, dazu der herrlich unbekümmerte Umgang mit Deutsch und Französisch, die bedrohlich-lächerliche Verschwörung der Spekulanten und dann der majestätische Auftritt der „Folle“, das alles ist sehr überzeugend. Alle Rollen des Stückes, auch die Nebenrollen, sind individuell und liebevoll ausgestaltet. Vera Oelschlegel spielt die Aurélie als echte Herrscherin, als „Gräfin“ der Place de l’Alma, liebenswert weltfremd, sehr poetisch. Thomas Stroux ist als abgerissener, aber vornehm heiterer Lumpensammler sehr sympathisch.

 

- Gudrun Ehl-Schwingel -

 

 

 

Oldenburg, Lübecker Nachrichten vom 28. September 2004

 

OLDENBURG – Heiter und romantisch ging es am Sonntag in Oldenburg zu ... Die Invasion hat begonnen! Die „Makker“ haben die Macht an sich gerissen! Doch sie haben nicht mit der „Irren von Chaillot“ gerechnet; Sie macht sich auf, dem Bösen in der Welt ein Ende zu bereiten. In der Rolle dieser phantasievollen und von einer besseren Welt träumenden „Irren“ brillierte die „Grand Dame“ des Theaters, Prof. Vera Oelschlegel. Mit einer spielerischen Leichtigkeit verkörperte sie die exzentrische Aurélie und träumte so überzeugend von einer besseren Welt mit besseren Menschen, dass es ansteckte. Ihr zur Seite stand das großartige Ensemble des Tourneetheaters „Der Grüne Wagen“ mit Regisseur Thomas Stroux in der männlichen Hauptrolle. Und mit Charme und Witz verkörperte er den ebenfalls etwas verrückt erscheinenden Lumpensammler und beeindruckte vor allem mit seinem „Plädoyer“ für die „Makker“ dieser Welt. Doch auch die übrigen Darsteller begeisterten, besonders die Live-Musik kam beim Publikum an.

 

- Claudia van Bruinessen -