WIR SIND NOCH EINMAL DAVONGEKOMMEN

 

Wir sind noch einmal davongekommen

The Skin of Our Teeth
von Thornton Wilder

Tourneefassung Thomas Stroux

23.9.08 bis 4.12.08, 29.3.09 bis 30.4.09, Premiere: 23.9.08, Wr. Neustadt

 

Wiederholungstournee
voraussichtlich 25.10. bis 18.11.2009

 

2. Wiederholungstournee
15. März – 15. April 2011


Laut IG-Beschluss kompletter Spielplan ab 1.9.09, 
ab 25.9.09 alle Details, mit Katalogversand ab 6.10.09 rechtsverbindlich

 

 

 

Nach dem 2. Weltkrieg, in einer Zeit, als die Menschen alles verloren hatten, feierte WIR SIND NOCH EINMAL DAVONGEKOMMEN auf allen deutschen Bühnen unglaubliche Triumphe. Denn Thornton Wilder schildert in einmaliger Weise die Kraft zum Neuanfang, das heißt, die geistigen und vitalen Kräfte, die es den Menschen erlauben, immer wieder Überleben zu wollen und zu können.


Die Eiszeit, die Sintflut, der Weltkrieg könnte man die drei Akte Übertiteln. Eine ganz einfache Familie, die Familie Mensch (Mr. und Mrs. Antrobus und ihre Kinder), eine Familie von heute, mit heutigem Denken und Handeln, durchlebt die wichtigsten Stationen der Menschheitsgeschichte - und findet immer wieder den Mut weiterzumachen. 
Eiszeit und Sintflut sind Synonyme für den Klimawandel, den gestörten Frieden des Menschen mit der Natur. Der Krieg ist das ewige Sinnbild für den gestörten Frieden des Menschen mit Seinesgleichen. WIR SIND NOCH EINMAL DAVONGEKOMMEN ist aktueller denn je
Vater Antrobus, eine Art amerikanischer Faust, ist im Laufe der Handlung Adam, Abraham, Noah, seine Frau der Archetyp von Ehefrau und Mutter, Erfinderin der Schürze und parodierte Frauenvereins–Amerikanerin. Ihr Sohn steht für das Böse in der Welt, das Dienstmädchen Sabina ist die ewige Verführung. Die Familie lebt in einem gemütlichen Haus in New Jersey, mit einem Dinosaurier als Haustier, als die Eiszeit naht; Sabina wird gerade zur Schönheitskönigin gewählt, während die Sintflut droht, und der dritte Akt zeigt die Familie als Überlebende des Krieges: Gut und Böse überleben jede Katastrophe als unausrottbare Teile der Menschheit, während Bücher, die überlieferten Ideale, Träume und Philosophien, den Mut zum Weiterleben geben.
Darüber hinaus hat Thornton Wilder schon 1943 erkannt, daß die Geschichte der Menschheit nicht nur real, sondern auch virtuell stattfindet, also in den Medien.

Thornton Wilder setzt gegen all das, was uns täglich ängstigt, einen unerschöpflichen und liebevollen Humor, eine positive Kraft, die dieses so unvollkommene, aber begabte Wesen Mensch in allen Lebenslagen zu verstehen versucht. 

Wilders Parabel ist weit entfernt von schulmeisterlicher Trockenheit: Clevere Gags und respektlose Kommentare bilden den Kontrast zur philosophischen Aussage des Stückes – ein Spannungsverhältnis, daß das Stück immer wieder zur reizvollen Herausforderung für Regisseure und Schauspieler macht. 

Dazu kommt eine Vielfalt theatralischer Techniken: Effekte der Bühne, des Films oder des Rundfunks werden ebenso eingesetzt, wie die typisch amerikanische Selbstironie, die man vom Broadway, auch von Film und Fernsehen kennt. Ein ungewöhnliches Drama, das zum Schmunzeln und Nachdenken einlädt. In einer Zeit, in der täglich neue Katastrophen die Nachrichten beherrschen, in der sich das Böse immer wieder in erschreckenden Formen zeigt, gilt mehr denn je der Satz, den Mr. Antrobus zu seinem Sohn, dem ewigen Mörder, sagt: "Der Krieg ist ein Vergnügen im Vergleich zu dem, was uns jetzt bevorsteht: einen Frieden aufzubauen, an dem du beteiligt bist".

Nicht nur das Erhabene, auch das Alltägliche, das scheinbar Triviale wird bei Wilder stets zu voller Würde erhoben. 

Die meistgeprüften unter seinen Figuren läßt er Weisheit gewinnen, weil sie das Leben überwunden haben

Zitate: Carl Burckhardt (Laudatio zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Thornton Wilder 1957)
WIR SIND NOCH EINMAL DAVONGEKOMMEN
(The Skin of Our Teeth)

von Thornton Wilder
Deutsch von Barbara Christ

 

 

 

Fassung für Tournee und Regie

Thomas Stroux

Bühnenbild / Kostüme / Co–Regie

Rolf Doerr

Mrs. Antrobus

Johanna Liebeneiner

Mr. Antrobus

Thomas Stroux

Sabina

Petra Liederer

Henry

Philipp Proszowski

Gladys

Dinah Pannos

TV-Sprecher

Gerhard Karzel

Wahrsagerin

Sylvia Reisinger

Mr. Fitzpatrick / Telegrammbote

Robert Rigler

Flüchtling

Michael Secchi

 

Ensemble: 1. Flüchtling / 2. Flüchtling /Dinosaurier / Mammut / Tagungsgäste / Richter Moses / Homer / Miß Muse / Platzanweiser / Stuhlschieber / Mr. Tremayne / Hester / Mr. Bailey

 

 

 

Thornton Wilder (1897 bis 1975)

 

Der dreifache Pulitzerpreisträger erhielt 1957 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der amerikanische Erzähler und Dramatiker, am 17. April 1897 in Madison, Wisconsin, als Sohn eines Diplomaten geboren, verbrachte seine Jugend in China, wo er eine deutsche Missionsschule besuchte. Wilder, der Zeit seines Lebens viel reiste und in mehreren Kulturen zuhause war, studierte Archäologie und Französisch und lehrte später als Professor an der Universität von Chicago Klassische Literatur und Kreatives Schreiben. 


In seinen Theaterstücken, Romanen und Erzählungen stehen vor allem philosophische Fragestellungen und der Sinn wie die Bestimmung des Menschen im Vordergrund. Seine Dramen "Unsere kleine Stadt" (1938) und "Wir sind noch einmal davongekommen" (1942) waren Welterfolge, seine Farce "Die Heiratsvermittlerin" (1954) bildete die Vorlage für das Musical "Hello Dolly" (1963). Der Klassiker des modernen amerikanischen Theaters starb am 7. Dezember 1975 bei New Haven.


Weitere Werke: 
Theaterstücke: "Königinnen von Frankreich" (6 Einakter), "Alkestiade" (1955) – dazu einige nichtübersetzte Werke. 
Romane: "Die Kabala", "Die Brücke von San Luis Rey", "Die Frau aus Andros", "Dem Himmel bin ich auserkoren", "Die Iden des März", "Der achte Schöpfungstag", "Theophilus North oder Ein Heiliger wider Willen". 


Kultur in einer Demokratie
Auszüge aus Thornton Wilder's auf Deutsch gehaltenen Dankesrede zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1957:

In den vergangenen Jahrtausenden waren die meisten Künstler, Dichter und Denker auf den Schutz, die Anregung und die Unterstützung von Herrschern und Eliten angewiesen. Diese konnten relativ frei über ihre Zeit verfügen. Sie herrschten, sie ordneten an, sie waren autoritär. 

Sie sahen eine deutliche Trennungslinie zwischen sich und der übrigen Menschheit und fühlten sich nicht verpflichtet, auf den Geschmack und die Wünsche der Mehrheit einzugehen.

Die Unterstützung künstlerisch–schöpferischer Tätigkeit liegt heute in den Händen von Bürokraten - das Geld, das sie zu verteilen haben, kommt vom Volk, und sie müssen sich nach dem Geschmack und den Wünschen der Mehrheit richten. 

Die Führerschaft von Eliten macht der Führerschaft der Mehrheitsmeinung Platz. Das ist die Kultur unter einer Demokratie.

Kultur unter einer Demokratie hat ihre Gefahren – aber auch eine Hoffnung und Verheißung: Ihr eröffnet sich ein neues ungeheures Thema.... 
Der Mensch erhobenen Hauptes.

Die Demokratie hat eine große Aufgabe, nämlich neue Mythen, neue Metaphern und neue Bilder zu erschaffen.

Aus einem Brief an Prof. Karl–Heinz Stroux 1972 anläßlich der Eröffnung des neuen Düsseldorfer Schauspielhauses:

Wir - die Dramatiker - lieben ein Publikum, das aufmerksam schweigt; wir lieben ein Publikum, das im Lachen Freude wiederfindet; das vor Furcht und Schrecken erbleicht, das sich bemüht, Antworten auf große Fragen zu finden, das angesichts der Trauer weint, aber viel mehr noch in Gegenwart des Schönen. Wir lieben ein Publikum, das Neues bereitwillig annimmt - neue Themen, neue Formen - im immerwährenden Leben des Dramas.