Pressereaktionen zu "Komödie im Dunkeln"

 

Kritikenauszug KOMÖDIE IM DUNKELN von Peter Shaffer
DER GRÜNE WAGEN – Tournee Theater Thomas Stroux GmbH

 

 

 

Wr. NEUSTADT (Premiere), Di, 26.9.06

 

Norddeutsche Rundschau vom Dienstag; 27.2.2007

 

Itzehoe - Man sieht nur die im Lichte, die im Dunklen sieht man - auch. In Peter Shaffers "Komödie im Dunkeln" (Black Comedy), vom Wiener "Grünen Wagen" auf Tournee im Theater Itzehoe geboten, ist alles anders. Zu Beginn unterhalten sich zwei junge Leute, der Bildhauer Brindsley und seine Verlobte Carol. der Vorhang ist geöffnet, man hört ihre Stimmen, zu sehen ist nichts, die Bühne stockdunkel. Plötzlich flammt das Licht auf: Kurzschluss! Sichtbar wird ein Zimmer, darin die beiden auf der Suche nach Streichhölzern. Was im Dunkeln geschieht, erlebt der Zuschauer bei strahlender Helle. Ab und zu gibt spärliches Licht aus Feuerzeug oder Taschenlampe diffuse Dämmerung. Allmählich füllt sich der Raum. Immer mehr Gestalten tauchen auf und tappen in die Düsternis: Carlos Vater, der kantige Oberst Melkett, Wohnungsnachbar Harold, Miss Furnival aus dem oberen Stockwerk, Brindleys Ex-Freundin Clea, der Mann vom E.Werk, ein reicher Kunstfreund. Alles sitzt, hockt, geht, kriecht in der Dunkelheit, rempelt sich an, stolpert über Stühle, stößt Möbel um - ein Tohuwabohu ist wohl nichts dagegen. Höhepunkt des Durcheinanders: ein Fechtkampf mit Golfschläger, Staubwedel und Regenschirm. Der Zuschauer wird zum Voyeur. Wie benehmen sich Menschen, die die Orientierung verloren haben, die sich unbeobachtet fühlen, die über Personen reden, von denen sie nicht wissen, dass sie anwesend sind ? Im Schutz der Dunkelheit geschieht so manches, was das helle Licht scheut. Das Spiel vermittelt tiefe Einblicke in menschliche Verhaltensweisen und Psyche. Dass die Komödie nicht zur Klamotte verkommt, ist der exakten Spielführung zu verdanken. Regisseur Thomas Stroux - er verkörpert sehr überzeugend auch den peniblen Harold - hält die Fäden in der Hand. Weit entfernt vom Klamauk und Karikatur auch das Spiel der Darsteller, denen Shaffers Stück mit seinem Hell-Dunkel-Effekt einiges abverlangt. Sebastian Goder (Brindsley) entwickelt, zwischen Personen, Stehlampen und Kunstgegenständen hindurchwuselnd, bravouröse artistische Leistungen. Von natürlicher Anmut: Birgit Koch (Carol), ein listiges Luder: Petra Liederer (Clea), bigotte Schnapsdrossel: Sylvia Reisinger (Miss Furnival), Kommandieren gewohnt: Joachim Hansen (Oberst), immer mit der Ruhe: Uwe Schwalbe als Mann vom E-Werk. Ohne Zweifel der Star des Abends: Bernd Wünsche, Leiter der Technik und verantwortlich für die komplizierte Lichtführung - eine Meisterleistung. Die Komödie schließt mit den Worten "Achtung, es werde Licht!" - dann verdunkelt sich die Bühne ein letztes Mal. Strahlend aber nahmen die Akteure den Beifall entgegen, der bei besserem Besuch sicher noch stärker ausgefallen wäre.

 

Von Hinz Longerich

 

 

 

NÖN vom 2.10.2006

 

Im Stadttheater feierte die britische „Komödie im Dunkeln“, inszeniert von Thomas Stroux, einen vielversprechenden Tourneestart.

 

LICHT TROTZ STROMAUSFALL   von Gottfried Sengstschmidt

 

Das Tourneetheater „Der Grüne Wagen“ startete auch heuer seine Tournee im Stadttheater Wiener Neustadt mit der „Komödie im Dunkeln“ des britischen Erfolgsautors Peter Shaffer. 
Nicht nur elektrische Sicherungen gehen durch, wenn es plötzlich finster in der Wohnung wird, zumal wenn man als junger Künstler einen Mäzen erwartet und sich stattdessen allerhand Typen einfinden. Mit Bravour meistert Sebastian Goder in dieser Rolle alle möglichen und unmöglichen Situationen bei Licht im Dunkel: Denn was sich darin alles abspielt, ist für das Publikum durch die erleuchtete Bühne sichtbar. 

 

Ein unterhaltsamer Abend, bei dem sich Theaterleiter Thomas Stroux, Hannelore Cremer, Joachim Hansen, Birgit Koch, Petra Liederer und Uwe Schwalbe als hervorragend eingespieltes Ensemble präsentierten. Bemerkenswert für eine Premiere!

 

 

 

WERMELSKIRCHEN / Sa, 30.9.06

 

Bergische Morgenpost

 

Viel Licht bei „KOMÖDIE IM DUNKLEN“  von Bernd Geisler

 

Verkehrte Welt: Wo Licht strahlt, herrscht Dunkelheit – wenn es finster wird, scheint das Helle. Doch auf der Bühne der Realschule gingen die Lichter nicht aus. Brindsley Miller (Sebastian Goder) kündigte denn auch gleich zu Beginn an: „Dieser Abend wird eine Luxuskatastrophe“.
Die „Komödie im Dunkeln“ von Peter Shaffer in der Inszenierung von Thomas Stroux entpuppte sich wegen der Slapstick-Handlung als gut gelungener Auftakt der Theater-Saison 2006/07.

 

Mit einem Stromausfall kommt das Chaos. Ab jetzt spielt sich das Geschehen für die Akteure im Dunklen ab. Das Publikum sieht natürlich alles. Chaos und Missverständnisse brechen aus, dafür wird die Aktion umso lustiger: Verwicklungen mit dem Stromkabel, Stolpern über Stühle, Treppen und Lampen beherrschen das Geschehen. Und immer wieder Personen-Verwechslungen im Dunkeln.
Die Schauspieler, allen voran Thomas Stroux, ließen ihr Licht leuchten.

 

 

 

REMSCHEIDER Generalanzeiger    2.10.2006

 

Erleuchtung im Dunkeln - Theater in der Realschulevon Hartmut Engelbrecht 

 

Wenn einem im Stockdunklen die Erleuchtung kommt, ist das etwas Besonderes. Genau darauf zielte die Eröffnung der Theatersaison am Samstagabend ab. 
Peter Shaffers "Komödie im Dunkeln" ist ein Renner auf allen Bühnen der Welt. Im Grunde ist das logisch. 
Wie reagieren Darsteller und Zuschauer, wenn die Bühnenverhältnisse umgekehrt sind, als das Drehbuch es vorgibt: Licht auf der Bühne heißt Dunkel für die Darsteller und das pikante Eingangsdunkel des Stückes auf der Bühne zwingt die Zuschauer im Saal sich vorzustellen, dass das Geschehen hell erleuchtet ist. 

 

Das allein ist prickelnd und verlangt riesigen Respekt vor der Leistung der Darsteller, die scheinbar deppenhaft in hell erleuchteter Szenerie herumstolpern. Das Ganze als Erlebnis machts! Es ist ein traumhaftes Durcheinander von dem schusseligen Bemühen des noch unbekannten Bildhauers Brindsley Miller und seiner aktuellen Freundin Carol Melkett, dem potentiellen Millionärskunden Godunow eine kaufanregende Atelierwelt vorzugaukeln. 
Das kann nur funktionieren, weil der wohlhabende schwule Nachbar Harold Gorringe auf Reisen ist und seine von Brindsley entliehenen Möbel nicht vermissen wird. Just an diesem Tag kommt er jedoch vorzeitig aus dem Urlaub zurück und steht unwissend im Dunkeln, weil eben zu Brindsleys Glück der Strom ausgefallen ist. In diesen Blackout platzt neben der sich als Alki-Freak entpuppenden Nachbarin Miss Furnival (Hannelore Cremer) die vermeintliche, aber wirklich passende (Ex-)Loverin Brindsleys, Clea (Petra Liederer).

 

Dank an die wunderbaren Darsteller. Thomas Stroux als Regisseur und herrlich schwuler Harold Gorringe, Sebastian Goder als Brindsley Miller, Hannelore Cremer im schwierigen Part der unentdeckten Säuferin, Joachim Hansen als eckig-zackiger Kommiss-Hengst, seine so entzückende Tochter Birgit Koch als ausgeguckte Brindsley-Braut Carol und die sexy Überraschung Petra Liederer als Brindsleys Liebe Clea waren allen Lichtüberraschungen souverän gewachsen und bekamen das, was sie sich verdient hatten: Applaus!

 

 

 

DILLENBURG / So, 1. 10.2006

 

Mittelhessen / Zeitungsgruppe Lahn-Dill

 

DUNKELHEIT BRINGT WAHRES AN DEN TAG     von Horst Sauer

 

Die „Komödie im Dunkeln“ lebt von Überraschungen und in Shaffers Werk ist die Überraschung ein plötzlicher Stromausfall, der alle nur denkbaren Verwicklungen zur Folge hat. Dabei droht die Komödie immer wieder in die Tragödie zu kippen – aber eben nur fast...
Die Personen meinen, sie würden nicht gesehen und tun dabei Dinge, für die sie sich bei Licht schämen müssten. Sie sprechen über Personen, von denen sie glauben, sie seien abwesend, während diese schon längst unbemerkt im Raum sind.
So wirkt das fehlende Licht entlarvend und bringt die Wahrheit über die Menschen an den Tag...
Die Schauspieler verstanden es, das groteske Miteinander und oftmalige Gegeneinander im Dunkeln köstlich darzubieten. Unter der Regie von Thomas Stroux stolperten die Figuren in der vermeintlichen Dunkelheit über Stühle, verwickelten sich in Stromkabel, warfen Skulpturen um, umarmten den Falschen und gerieten mehr und mehr ins Chaos.

 

Sebastian Goder spielte den Bildhauer Brindsley Miller, der seine merkwürdigen Skulpturen gerne an einen Millionär verkaufen möchte. Herrlich waren auch die agile Birgit Koch, die Millers Verlobte Carol Melkett mimte, und Hannelore Cremer, die als Hausdame und angebliche Antialkoholikerin Miss Furnival immer wieder „versehentlich“ zur Ginflasche griff.

 

Joachim Hansen gab den steifen Colonel Melkett, der mit markanten Worten und Golfschläger-Attacken Zucht und Ordnung predigt, aber samt dem Schaukelstuhl umkippt. Petra Liederer kann als Exfreundin Clea ihren früheren Liebhaber Brindsley in der Dunkelheit erneut verführen. Den vermeintlichen Millionär Godunow spielte Bernd Wünsche in einer lustigen Nebenrolle, bevor er in der Bodenklappe verschwand.

 

 

 

WNN – Nachtrag Kritik Premiere in Wr. Neustadt am 26.9.06

 

Karin Kögler

 

Wenn es auf der Bühne dunkel ist, aber das Stück bereits begonnen hat, mag es ein Leichtes sein, so zu spielen, als ob man alles sehen kann. Doch wenn dann das Licht angeht, und für die Darsteller ist es ab sofort glaubwürdig finster, dann ist das eine großartige Leistung. So geschehen bei der Premiere der „Komödie im Dunkeln“ des Tourneetheaters DER GRÜNE WAGEN im Stadttheater. Eine erfolgversprechende, gelungene Inszenierung. Das gesamte Ensemble war in Top-Form und ein perfekt eingespieltes Team, was bei den komischen Verwicklungen des Stücks wichtig ist. Tourneetheaterleiter und Regisseur Thomas Stroux begeisterte als „Harold“. Sportlich: Sebastian Goder. Besonders überzeugend in einer Nebenrolle: Petra Liederer.

 

 

 

BORKEN / Vorstellung v. Do, 28.9.06

 

Zum Auftakt der Theatersaison der Kulturgemeinde am Donnerstagabend fühlte sich mancher Theaterbesucher sicherlich an den Beginn des Jahres erinnert: an den großen Stromausfall, der zahlreiche Gemeinden in Finsternis tauchte, der nach Streichhölzern und Kerzen suchen und einen tastend durch die Wohnung mit mehr oder minder großer Orientierung schleichen ließ....

 

Herrlich anzuschauen sind dort Thomas Stroux alias Harold Gorringe als latent schwuler Schottenrockträger, der seine Pointen ziel- und treffsicher auf der Bühne platziert und dabei sehr gut mit Hannelore Cremer in der Rolle der Nachbarin, Miss Furnival, harmoniert.
Im geblümten Rock, zunächst mit Lockenwicklern im Haar, lernt sie den Alkohol kennen und schätzen und parliert von Minute zu Minute betrunkener.Joachim Hansen als schnarrender Colonel Melkett komplettiert das spielfreudige Trio, dem zuzuschauen und zuhören Spaß machte. Daneben müssen noch Petra Liederer (Clea) und Birgit Koch (Carol Melkett), als (Ex-) Freundinnen von Brindsley Miller erwähnt werden......

 

 

 

BAD HOMBURG, 9. und 10. Oktober 2006

 

TAUNUSZEITUNG vom 12.10.2006

 

UNTERHALTUNG VOM FEINSTEN BEI STROMAUSFALL

 

Bad Homburg. Mit Peter Shaffers Farce „Komödie im Dunkeln“ begann die Theatersaison im Kurtheater höchst amüsant und künstlerisch beeindruckend. Denn wenn auch Komödien gern belächelt und auf die leichte Schulter genommen werden – sie so zu spielen, dass der Unterhaltungswert stimmt und der Abend nicht zu albern wird, ist ein schweres Unterfangen. Dem Tournee-Theater „Der Grüne Wagen“ unter der Regie von Thomas Stroux ist das Kunststück gelungen!

 

Peter Shaffer, berühmt geworden durch das Theaterstück und den Film „Amadeus“, nutzt einen kleinen Trick, um die Zuschauer zu fesseln: Durch einen Stromausfall sitzen die Protagonisten vermeintlich im Dunkeln, jedoch das Scheinwerferlicht bleibt an. So tappen die Akteure ungeschickt von einer Zimmerecke zur anderen, verwechseln Personen, Möbel und Getränke, während das Publikum die Szene genau verfolgen kann. Für Brindsley kommt der Stromausfall wie gerufen, denn er hat sich bei seinem Nachbarn Möbel ausgeliehen, um bei seinem Schwiegervater in spe und einem vermeintlichen Kunden Eindruck zu schinden. Doch der Nachbar kehr unerwartet zurück, so dass Brindsley heimlich die Möbel zurücktauschen muss ...

 

Das Ensemble präsentierte nicht nur Unterhaltung vom Feinsten, sondern auch wahrhaft artistische Einlagen. Wenn Brindsley über seine Verlobte stolpert und im Purzelbaum die Treppe hinuntersaust, schmerzen schon beim Zuschauen die Glieder. Auch die Rückwärtsrolle des Schwiegervaters war mehr als gekonntBrillant agierte Sebastian Goder als Brindsley, der sich von all den Aufregungen ins Hochbett zu seiner Ex-Freundin (Petra Liederer) zurückzieht.Despotisch agierte Joachim Hansen als Vater der neuen Verlobten (Birgit Koch). Uwe Schwalbe überzeugte als Schupanski ebenso wie Bernd Wünsche als Godunow und Hannelore Cremer griff als Nachbarin immer wieder zur Ginflasche. Regisseur Thomas Stroux selbst mimte den eigenbrötlerischen Harold mit köstlich homosexuellem Touch. (min)

 

 

 

Bad Homburger Woche, 12.10.06

 

Bad Homburg. Der Vorhang hat sich längst geöffnet, doch auf der Bühne des Kurtheaters ist es noch immer stockfinster. Die Zuschauer erkennen immerhin, dass sich dort zwei Akteure so sicher bewegen, als wäre es taghell. Findet die „Komödie im Dunkeln“ von Peter Shaffer tatsächlich in völliger Dunkelheit statt? Die Frage klärt sich, als plötzlich das Licht aufflammt und Brindsley Miller (Sebastian Goder) und seine Braut Carol Melkett (Birgitt Koch) wie aus einem Mund „Kurzschluss“ rufen. Von nun an tappen die Beiden auf der Bühne umher, als könnten sie die Hand nicht vor  den Augen sehen. verkehrte Welt also: Wenn es für die Schauspieler dunkel ist, bewegen sie sich völlig sicher. ist die Bühne dagegen taghell erleuchtet, tappen sie unsicher im Dunkeln umher, fallen übereinander, stolpern über Stühle und Treppenstufen, sprechen in die falsche Richtung und mokieren sich über Personen, von denen sie annehmen, dass sie gar nicht da sind.

 

Sebastian Goder in der Rolle des wenig erfolgreichen Bildhauers Brindsley Miller agiert mit Komik, die er mit wahrhaft akrobatischen Einlagen würzt. Seine Braut Carol ist ein vom Vater (Joachim Hansen) verhätscheltes „Pummelchen“, das, wie sich später zeigt, der Verflossenen des Bräutigams nicht das Wasser reichen kann. Diese Clea (Petra Liederer) hat sich im Dunkeln ins Apartment geschlichen und setzt nun alles daran, Brindsley zurück zu gewinnen, was zu weiteren Turbulenzen führt. Die Situation eskaliert vollends, als der pingelige Nachbar Harold Gorringe (grandios Thomas Stroux, der auch Regie führt) unerwartet auftaucht und nicht sehen darf, dass der Bildhauer seine Biedermeier-Möbel und ein paar kostbare Porzellanstücke „ausgeborgt“ hat, um das eigene dürftige Mobiliar zu ersetzen. Das war nötig, um dem Schwiegervater in spe, vor allem aber dem russischen Millionär Godunow zu imponieren, der sich angeblich für die Kunstwerke interessiert.

 

Brindsleys Bemühungen, die Möbelstücke des Nachbarn unbemerkt zurückzubefördern, geraten zum Drahtseilakt, bei dem die kostbare Buddhafigur schließlich zu Bruch geht. Als der Stromausfall schließlich behoben ist, fliegt der ganze Schwindel auf und damit auch so manche „Kurzschlusshandlung“ der Akteure. Die altjüngferliche, angeblich nur Limonade trinkende Nachbarin Miss Furnival (Hannelore Cremer) hat sich im Dunkeln der Ginflasche bemächtigt und torkelt selig von dannen. Vater und Tochter Melkett suchen das Weite und der russisch parlierende Elektriker Schupanski (Uwe Schwalbe), irrtümlich für Godunow gehalten, lässt den echten Millionär (Bernd Wünsche) kurzerhand in der Bodenklappe verschwinden. Zurück bleiben Brindsley, seine Ex-Freundin Clea und der zutiefst enttäuschte Freund und Nachbar Harold im Schotten-Kilt.

 

Mit dieser flotten, guten Aufführung des Tourneetheaters „Der Grüne Wagen“ hat die Saison heiter und unbeschwert begonnen, denn die Zuschauer können sich völlig entspannt amüsieren. Sie haben nämlich einen besseren Durchblick als die „im Dunkeln“ tappenden Akteure. Szenenbeifall und herzlicher Schlussapplaus haben bestätigt, dass die Komödie auch dem Bad Homburger Publikum gefallen hat.

 

Kathrin Staffel

 

 

 

LÜNEN, am 16. Oktober 2006

 

HINTERS LICHT GEFÜHRT

 

Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“ begeistert im Hilpert-Theater
Rudolph Lauer

 

Lünen* 40 Jahre nach der Uraufführung hat Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“ nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt.
Ist es für die einen die große Kunst, auf einer hell belichteten Bühne eine Handlung nach einem Stromausfall im Dunkeln zu spielen, so ist es für die anderen ein himmlisches Vergnügen mit anzusehen, was alles an dieser Zeit und am betreffenden Ort geschieht. 
„Der Grüne Wagen“ hatte am Montagabend auf seiner Tournee in Lünen Station gemacht, um diesen Komödien-Welterfolg einem gut aufgelegten und mit Applaus nicht geizenden Publikum vorzustellen.

 

BÜHNENBILD
Rolf Doerr hat dazu ein Bühnenbild entworfen, das die Wohnung des jungen Bildhauers Brindsley darstellt und in ihrer Ausstattung dem schmalen Einkommen ihres vermeintlich talentierten Inhabers entspricht. 

 

Brindsley erwartet mit seiner Verlobten Carol (Birgit Koch) die Ankunft eines reichen und geheimnisvollen russischen Kunstsammlers und hat deshalb die Wohnung mit teuren Möbelstücken seines ahnungslosen Nachbarn Harold aufgewertet. Alle Planungen werden jedoch zunichte gemacht, als der Strom ausfällt. Damit beginnt für Shaffer der eigentliche Clou, nämlich etwas zu zeigen, was eigentlich nicht sichtbar ist.

 

Wenige Rollen genügen, um Brindsleys hoffnungsfrohe Erwartungen in einem Chaos versinken zu lassen. Zunächst sucht die geschwätzige Nachbarin (Hannelore Cremer) Zuflucht, dann kommt Oberst Melkett, Carols Vater (Joachim Hansen), um den künftigen Schwiegersohn auf Tauglichkeit zu prüfen, der ihm als Künstler sehr suspekt ist. Schließlich kehrt Nachbar und Freund Harold (Thomas Stroux) früher als erwartet aus dem Urlaub zurück.
Zu allem Überfluss erscheint auch Brindsleys Ex Clea (Petra Liederer), und ein Elektriker mit russischem Migrationshintergrund wird eine Weile für den umschwärmten Millionär (Uwe Schwalbe) gehalten.
Thomas Stroux lässt in seiner Inszenierung die Gags schön aufgehen, bietet die Suche nach räumlicher Orientierung, aber auch viele Möglichkeiten zur Situationskomik, die dem Publikum gar manches laute Auflachen entlocken. Tasten, Greifen, Fühlen und Berühren beim Rempeln, Kriechen, Stolpern, Fallen – alles ist gekonnt in Szene gesetzt und temperamentvoll gespielt.

 

ENTLARVEND
Entlarvend zu sehen sind aber auch Brindsleys verzweifelte Versuche, die Anwesenden buchstäglich hinters Licht zu führen. Er nutzt die Gunst der Dunkelheit für Handlungen, die er ohne Stromausfall wohl nie ausgeführt hätte: Knutschen mit Clea in Carols Gegenwart, Möbeltransport in die Nachbarwohnung, ohne dass Harold etwas mitbekommt und dem Oberst einen coolen Schwiegersohn vorspielen. Wir sehen Sebastian Goder als Brindsley in einer überaus starken Rolle.

 

 

 

DIE DUNKELHEIT BRINGT ES ANS LICHT

 

Ironisches Spiel mit tragischen Elementen: Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“ in einer bestechenden Inszenierung im Saalbau.
von Steffi Blinn

 

„Eine gut gebaute Komödie verdient genauso liebevoll und präzise in Szene gesetzt zu werden wie Stücke mit „Anspruch“, sagt Thomas Stroux.
Wer am Dienstagabend im Neustadter Saalbau seine Inszenierung von Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“ in der Abo-Reihe „Leichte Muse“ sah, kann ihm nur zustimmen: Mit spürbarer Sorgfalt und Liebe zum Detail hat er mit dem Tournee Theater „Der Grüne Wagen“ an der Komödie gearbeitet undzudem die Rollen optimal besetzt.

 

Man muss Shaffers „Comedy in the Dark“, wie der englische Dramatiker sein Werk 1965 taufte, und seinen genialen Clou einfach lieben: Ein Stromausfall verdirbt einem jungen Pärchen eine lang geplante Dinnerparty. Der junge Verlobte, ein erfolgloser Künstler, hofft, an diesem Abend einen russischen Millionär mit seinen Kunstwerken und den unangekündigten „ausgeliehenen“ Möbeln eines Freundes zu beeindrucken.
Durch den Stromausfall herrscht um die Charaktere herum für mehr als eine Stunde finstere Nacht – und genau in diesen Szenen, die fast das ganze Stück ausmachen, ist die Bühne hell beleuchtet. Der Zuschauer sieht die vermeintlich sich blind herumtastenden Figuren, denen alles misslingt. Er behält den Überblick und möchte fast, wie beim Kasperle-Theater, warnend dazwischenrufen, wenn Getränke und Sitznachbarn vertauscht werden, wenn Telefonkabel zu bösen Fallstricken und Möbel zu gefährlichen Waffen werden – aber die Situationen sind einfach zu komisch.

 

Mit Sorgfalt arbeitet das Tournee-Theater Shaffers feinen Wortwitz heraus, mit dem der mittlerweile 80-jährige Liverpooder vor Augen führt, wie voll unsere Sprache von visuellen Ausdrücken ist“ „Das Zimmer sieht doch einfach toll aus“, „In seinen Augen bin ich jemand...“, „Jetzt kuck dir mal den Smoking an“., gewinnen als vermeintlich gewöhnliche Sätze in der Dunkelheit ungeahnt komisches Potenzial. Hochachtung vor der Leistung des Ensembles:wohl choreografiert gelangen slapstick-artige, urkomische Stürze, fehlgerichtetes Gebrüll, Verwechslungen mit schauderhaften Folgen – und all dies mit jenem typischen, angestrengt starrenden Blick ins Leere, der stets zum Einsatz kommt, wenn Schauspieler Blinde mimen.

 

Nervöses Kichern im Publikum verriet, dass nicht alle mit Shaffers Licht-Dunkel-Clou vertraut waren, der die Zuschauer zu Beginn im stockfinsteren Saal sitzen lässt. Die Rollen schienen maßgeschneidert für die Akteure. Thomas Stroux, hier Regisseur, außerdem seit Jahrzehnten am Wiener Burgtheater engagiert und aus verschiedene Fernsehproduktionen bekannt – wie viele seiner Ensemblemitglieder – wurde als skurril-verschrobener, reicher Möbelbesitzer Harold im Schottenrock mit Hemd, Fliege und gewagter Frisur zum Publikumsliebling. Die Menge litt mit Birgit Koch, die als naives „Pummelchen“ Carol von ihrem fiesen Künstlerfreund Brindsley Miller (ein genial komisch herumstolpernder Sebastian Goder) getäuscht wurde. Gemeinsam mit Joachim Hansen, der den auf Tugend und Etikette bedachten Colonel und Vater von Carol spielte, wünschte man sich, Miller endlich eins auszuwischen.

 

Die Kulissen und Requisiten von Bühnenbildner Rolf Doerr unterstrichen das Gefühl der Absurdität und der Nachdenklichkeit, mit dem Shaffer den Zuschauer zurücklässt: Die scheinbar „gelungenen“ Gemälde in Millers thrashig und geschmacklos eingerichteter Wohnung sehen eher so aus, als seien sie im Dunkeln zusammengekleckst worden, ebenso seine abstrusen Metall-Skulpturen. Ist Kunst, was der Masse oder dem Einzelnen gefällt? Können auch kleine Lichter wie der – absurderweise von allen am höchsten gebildete – Elektriker (Uwe Schwalbe) künstlerischen Geschmack haben, oder bleibt das der Upper Class, etwa dem Millionär Godunow (Bernd Wünsche) vorbehalten.

 

Wer Hilfe braucht, bleibt allein – in einem Raum voller Leute

 

Wunderbar die feine Ironie des Stück: Erst in der scheinbaren Dunkelheit machen die Figuren uns und sich sichtbar, wie sie wirklich sind. Miller belügt und betrügt seine Verlobte mit seiner langjährigen Affäre Clea (eine ebenso verführerische wie biestige Petra Liederer)die durch Männer traumatisierte Antialkoholikerin Miss Furnival (in Kittel und Haarnetz von Hannelore Cremer gespielt) von nebenan entpuppt sich als Schnapsdrossel, und Harold Gorringe, der „tuffige“ Besitzer der teuren Möbel ist derart oberflächlich, dass er sein eigenes Biedermeier-Mahagoni-Sofa nicht einmal erkennt, als er darauf sitzt.
Im Dunkeln kommen Intrigen ans Licht, derer sich alle bei Tageslicht schämen müsstenGrausam ist die Dunkelheit, und an dieser Stelle kippt die Komödie geschickt und wird zur Tragödie, als Millers Verlobte erfährt, dass ihr Freund sie nur benutzt hat, und fast Opfer einer Golfschläger-Attacke durch den eigenen Vater wird, die eigentlich den Schwiegersohn-Casanova treffen sollte. Doch Gewalt lässt sich im Dunkeln eben sowenig gezielt verbreiten wie Trost. Wer Hilfe braucht, bleibt in seinem Schmerz allein – in einem Raum voller Leute.